1 2 0 2 S U M E C O D JENS BRÜGMANN: „UNSERE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER SOLLEN GUT GERÜSTET SEIN“ I n te r vi e w J E N S B R Ü G M A N N M I T Herr Brügmann, wir schauen auf ein bewegtes Jahr mit so gut wie irgend möglich umzugehen. Auch dann, wenn aber zunehmend Anfragen von Eltern, die ihre Kinder be- volatilen Zuständen – Präsenzunterricht fand nur we- nig statt, als Schulträger mussten Sie sich oft neuen ge- setzlichen Rahmenbedingungen anpassen. Wie haben Sie diese Zeit als Geschäftsführer erlebt? Jens Brügmann: Für mich war es eine sehr ambivalente Phase. Zum Ende des letzten Schuljahres hatten wir eine andere Vorstellung davon, wie dieses verlaufen würde. Unsere Hoffnung war, in ein relativ normales Schuljahr starten und Stück für Stück zu unserem gewohnten All- tag zurückkehren zu können. Diese Situation hat sich nicht nur nicht bestätigt, die Schulschließungen in die- die Änderungen, die am Montag umgesetzt werden sol- reits während der Kindergartenzeit oder sogar davor bei len, am vorherigen Freitagabend erst beschlossen wur- den. Das erforderte Bereitschaft im ganzen Unterneh- men – und ich bin dankbar, sagen zu können, dass diese auch gegeben war. Die Tatsache, dass wir stets souverän reagieren konnten, war also einer Gemeinschaftsleistung zu verdanken. uns anmelden wollen. Diese Eltern wollen natürlich wis- sen, warum wir die Grundschulzeit nicht mit abdecken und wünschen sich, ihrem Kind eine komplette Schul- laufbahn bei Docemus zu ermöglichen. Einen Großteil der Schüler, die wir in den siebten Klassen aufnehmen, hätten wir seit dem ersten Schuljahr begleiten können, Welche Lektionen nehmen Sie aus dieser Pandemie für die Zukunft mit? Um mit etwas Positivem zu beginnen: Unser Unterneh- Ein anderer Punkt ist die Tatsache, dass in Neu Zittau aus Sicht der Gemeinde ein höheres Angebot an Grund- hätten wir eine Grundschule gehabt. sem zurückliegenden Schuljahr waren gegenteilig sogar men ist ja mit 1350 Schülern und 146 Mitarbeitern nicht schulplätzen wünschenswert wäre. Es ist im Sinne der Di- noch radikaler und länger. Sehr froh sind wir darüber, als Konsequenz aus den erstmaligen Schließungen im März 2020 die Vorbereitungen auf eine etwaige Wiederholung sehr ernst genommen zu haben und enorme Summen investiert zu haben, um dieser Herausforderung tech- nisch, aber auch von den Fähigkeiten unseres Personals her gewachsen zu sein. Trotzdem würde ich heute lieber sagen können, dass wir diese Investitionen etwas voreilig getätigt haben – denn das würde bedeuten, dass unsere mehr als klein einzustufen. Dennoch ist es ein äußerst schnelles und wendiges Schiff, welches wir da steuern. Wir sind in der Lage, in kürzester Zeit auch auf radikale Änderungen angemessen zu reagieren. Außerdem ha- ben wir die wirtschaftliche Kraft, in keiner Planung vor- kommende Investitionen zu bewältigen. Das liegt vor allem daran, dass die uns begleitenden Banken und Lea- sing-Unternehmen von unserer wirtschaftlichen Robust- heit überzeugt sind. Diese Erkenntnisse nehmen wir dan- versität höchst interessant, zwei Grundschulen mit zwei verschiedenen Ansätzen innerhalb einer Gemeinde zu haben. Auch aus finanzieller Sicht ist das für die Vertreter vor Ort natürlich eine attraktive Lösung. Der wichtigste Aspekt ist aber unsere eigentliche Moti- vation: Wir sind überzeugt, die Schülerinnen und Schüler noch erfolgreicher ins Leben nach der Schule entlassen zu können, wenn wir sie von Beginn an betreuen und Schüler die Schule im letzten Jahr ganz normal hätten be- kend mit und haben dadurch ein gutes Gefühl, mit allen nach unserem Konzept unterrichten. suchen können. Unwägbarkeiten, die noch kommen mögen, umgehen zu können. Ich denke, dass wir das Beste aus einer schlechten Situation Eine weitere Lektion kam aus der Kommunikation mit den Elternhäusern, die zu Pandemiezeiten oft herausfor- dernd war. Wir haben erlebt, dass die Maßnahmen, an Wieso ist die Wahl auf Neu Zittau als erster Standort gefallen? Das liegt zum einen an der bereits erwähnten positiven Resonanz aus der Gemeinde. Mit dem Wachstum Berlins über die eigenen Grenzen hinaus ist eine Erweiterung des gemacht haben. die wir rechtlich gebunden waren, ein breites Spektrum Schulangebots in der Region unvermeidbar – besonders, der Resonanz erfahren haben. Manche Familien waren wenn man Tesla zu dieser Gleichung hinzufügt. große Unterstützer und haben sich noch einschneiden- Ich denke dennoch, dass wir das Beste aus einer schlech- dere Konzepte gewünscht, andere haben die Methoden Eine große Unbekannte bei der Umsetzung solcher Pro- ten Situation gemacht haben – und das ist in Anbetracht kategorisch abgelehnt. In beiden Fällen wurden wir als jekte ist immer die Frage nach der Fläche, auf der so ein der Umstände keine kleine Leistung. Ansprechpartner gesehen für Entscheidungen, die wir Projekt umgesetzt werden soll. In Neu Zittau besteht die Wie haben Sie es geschafft, immer rechtzeitig auf stets wechselnde Szenarien und Ansprüche in dieser Phase zu reagieren? Da gibt es zwei wichtige Aspekte. Der erste ist Gewöh- zwar umsetzen mussten, aber mit deren Konzeption wir Chance, die Grundschule in der unmittelbaren Umge- nichts zu tun hatten. Dieser Spagat war nicht aufzulösen, bung unserer weiterführenden Schule zu errichten. Das und der Umgang damit war eine große Herausforderung. war uns sehr wichtig. Klar ist aber: Ein Diskurs muss nicht immer mit einer Eini- gung enden, aber man muss mit einem Handschlag und nung. Als im März 2020 erstmals die Schulen schließen einem Blick ins Gesicht des Gesprächspartners auseinan- mussten, sind meine Frau und ich vorerst schockiert ge- wesen. Wenn sich so eine Situation verstetigt, dann löst sich diese Schockstarre natürlich, eine Adaption findet statt und der Umgang mit dem Neuen wird wieder pro- dergehen können. Diese Grundlagen des menschlichen Miteinanders gingen für meine Begriffe im letzten Jahr etwas verloren, und ich hoffe, dass wir als Gesellschaft diesbezüglich wieder näher zusammenrücken und auch fessioneller, rationaler und planbarer. lernen, gegenteilige Meinungen zu akzeptieren. Der andere Punkt ist, dass wir versucht haben, mit der größtmöglichen Gelassenheit mit den Herausforderun- gen umzugehen. Man muss einen kühlen Kopf bewahren und nicht gegen Dinge ankämpfen, die sich ohnehin nicht ändern lassen – sondern Energien dort investieren, wo man Handlungsspielräume hat. Mit dieser Einstellung haben alle, wir als Geschäftsführung, die Leitungen an den drei Standorten, die Lehrkräfte und alle Mitarbeiter, gemeinsam einen Weg gefunden, mit den Neuerungen Wenden wir den Blick von der Vergangenheit auf die Zukunft. Sie haben angekündigt, am Standort Neu Zit- tau die erste Docemus Grundschule eröffnen zu wollen. Welche Gründe gibt es für Sie, nach drei weiterführenden Schulen nun auch diese Schulform anbieten zu wollen? Das ist tatsächlich eine Sache, die wir so nie vorhatten. Unsere Standorte haben wir immer so ausgewählt, dass entweder am Campus direkt oder in fußläufiger Distanz eine kommunale Grundschule existiert. Wir erhalten Die grundlegenden pädagogischen Ideen von Docemus werden auch in unserer Grundschule umgesetzt. Im Eröffnen weiterführender Schulen sind Sie bereits geübt. Kamen in der Konzeption der ersten Docemus Grundschule neue rechtliche Herausforderungen auf Sie zu? Bei weiterführenden Schulen ist das relativ unkompli- ziert. Man könnte, so man denn wollte, die Verordnungen für die Sekundarstufen I und II aus dem Internet ausdru- cken und diese einreichen, das würde konzeptionell für eine Genehmigung reichen. S E L L E U T K A 4